Hobeln kann jeder, aber der eine macht Bretter, der andere Späne.

Nachlese: 6. Aufbaukurs Holzwerken

Nach langer Pause gab es endlich wieder einen Aufbaukurs Holzwerken, bei dem wieder kräftig gesägt, gehobelt und geschliffen werden durfte. Drei Teilnehmende und ich hatten es sich zum Ziel gesetzt, ein nützliches und optisch ansprechendes Küchenbrettchen aus Massivholz anzufertigen.

Da Individualismus auch die Kreativität fördern kann, gab es gleich mehrere Holzsorten (Kirsch, Nuss, Ahorn und Buche) und drei Schablonen zur Auswahl. Außerdem habe ich dieses Mal die Möglichkeit zur freien Konturform gegeben. Nach der Auswahl des jeweiligen Wunschstückes (Ahorn ist in der Vorrunde leider ausgeschieden) haben wir mit Besäum- und Zuschnitten der Hölzer begonnen, wobei unsere Formatkreissäge zum Einsatz kam. Dank Sägeblatt für Längsschnitte ging das ziemlich schnell, präzise und elegant. 

Mit den nun angepassten Holzstücken ging es an der Abrichte- und Dickenhobelmaschine weiter. Hier stellten sich uns allerdings gleich mehrere Herausforderungen in den Weg. Zum einem war die Frage zu klären, in welche Richtung nun die Fasern verlaufen, um richtig hobeln zu können, zum anderen die Frage, wieviel Volumen man mit einem Mal abnehmen darf. Als harte Nuss (im wörtlichen Sinne) gab es da noch ein Brett zu hobeln, welches quer zur Maserung durch geschoben werden musste. Die dabei entstandenen Grobspäne führten zu einer regelmäßigen Abfolge von Absaugungverstopfungen. Doch dank Zusammenarbeit haben wir all diese Herausforderungen gemeinsam gemeistert.

Der nächste Arbeitsschritt sollte sich als nicht weniger kniffliger Part erweisen. Mit gespannter Bandsäge haben wir unsere Konturen geschnitten, wenngleich nicht ganz reibunglos. Zu enge Kurvenradien und/oder Scherkräfte von der Seite, die auf das Sägeblatt pardon -band einwirkten, führten dazu, dass das Holz am hinteren Bandrand durch mangelnde Wärmeabfuhr anfing zu verbrennen, was zu unschönen Brandspuren führte. Nach etwas Probieren hatten dann alle den Dreh raus, sodass es letztendlich ziemlich gut funktioniert hat. Unser Nussholz war dabei dank Freiform am entspanntesten an der Bandsäge zu bearbeiten, da nur einige Grobschnitt gemacht werden mussten.

Die nun entstandenen Rohlinge, die man fälschlicherweise schon für echte Küchenbrettchen hätte halten können, mussten noch geschliffen, geschliffen und nochmals geschliffen werden. Dieser Schritt ist ja generell dafür bekannt, dass hier die letzten Dämonen aus dem Holz getrieben werden, sprich etwaige Kratzer, Unsauberkeiten oder Makel aus den vorhergehenden Schritten beseitigt werden können. Außerdem ist das Schleifen der notwendige vorletzte Schritt, bevor zum Materialschutz die Oberfläche behandelt werden kann. Zum Einsatz kamen für diese Partie der Exzenterschleifer und für schöne Rundungen der Horizontaltellerschleifer. Ich bin davon überzeugt, dass wir auch hier ganze Arbeit geleistet haben.

Um dem Ganzen noch eins drauf setzen, haben wir die Kanten noch mit unserer Tischfräse abgerundet.

Der letzte Akt begann mit einem finalen Schliff zur weicheren Abstufung der Kanten und wurde durch das Finish in Form von Leinöl-Firnis beendet. Das Finish verstärkt durch das Eindringen in das Holz den Maserungskontrast, was zum sogenannten Tiefenschärfeffekt und damit zur optischen Aufwertung führt.

Schaut euch diese Ergebnisse an:

Mein Fazit:

Trotz wenig Erfahrung in der Holzverarbeitung kann man (oder frau) mit Hingabe, Geduld und Technik etwas Einzigartiges aus massivem Holz schaffen. Hobeln kann jeder, aber der eine macht Bretter, der andere Späne. Es hat mich sehr gefreut, diesen Kurs mit euch durchzuführen. Ich bin schon auf das nächste Mal gespannt!


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